Betreibermodelle bei Photovoltaik (PV)-Anlagen beschreiben die verschiedenen Möglichkeiten, wie PV-Anlagen finanziert, betrieben und genutzt werden können.
Hier sind einige gängige Betreibermodelle
Eigenstrom
Eigenstrom (auch Eigensonne genannt): PV-Anlagenbesitzer nutzen den erzeugten Strom primär für den Eigenverbrauch, was die Abhängigkeit von externen Energiequellen reduziert. Überschüssiger Strom kann ins Netz eingespeist oder gespeichert werden.
Siehe auch co2online gemeinnützige Beratungsgesellschaft mbH Berlin
Photovoltaik: Eigenverbrauch oder Einspeisung?
Netz-Volleinspeisung
Die Netz-Volleinspeisung bezeichnet eine Betriebsart von Photovoltaikanlagen, bei der der gesamte erzeugte Solarstrom direkt in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird.
Die Betreiber solcher Anlagen erhalten in der Regel eine feste Vergütung für jede eingespeiste Kilowattstunde, die durch staatliche Förderprogramme wie das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) festgelegt wird.
Die Netz-Volleinspeisung war in vielen Ländern eine gängige Praxis zur Förderung von erneuerbaren Energien, wird jedoch zunehmend durch Eigenverbrauchskonzepte und Direktvermarktungsoptionen ergänzt oder ersetzt.
Siehe auch badenova Freiburg
Photovoltaikanlage – Volleinspeisung vs. Überschusseinspeisung
Marktprämienmodell
Die Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell ist ein Vermarktungssystem für Solarstrom, bei dem die Betreiber von Photovoltaikanlagen den erzeugten Strom direkt an den Markt verkaufen und eine Marktprämie als finanzielle Unterstützung erhalten.
Im Rahmen dieses Modells erhalten die Anlagenbetreiber eine feste Einspeisevergütung, die auf Basis des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) berechnet wird und nicht auf den durchschnittlichen Börsenstrompreisen.
Diese Marktprämie wird auf Grundlage eines Zuschlags zum durchschnittlichen Marktwert des erzeugten Stroms berechnet und soll die Differenz zwischen dem Marktpreis und den Kosten für die Stromerzeugung abdecken.
Die Direktvermarktung nach dem Marktprämienmodell bietet den Anlagenbetreibern mehr Flexibilität und Transparenz bei der Vermarktung ihres Stroms und trägt zur Integration erneuerbarer Energien in den Strommarkt bei. Sie wird von den Netzbetreibern oder Direktvermarktern durchgeführt.
Siehe bei energieexperten.org
Marktprämie für die Vermarktung von Solarstrom
Pacht / Verpachtung
Die Verpachtung von Solaranlagen bezieht sich auf die Praxis, dass Solaranlagen auf dem Grundstück oder den Dächern von Gebäudeeigentümern installiert und von einem Dritten betrieben werden, wobei der Eigentümer eine Miete oder Pacht für die Nutzung des Landes erhält.
Dieses Modell ermöglicht es Gebäudeeigentümern, passives Einkommen aus ihren Immobilien zu generieren, ohne selbst in die Installation oder den Betrieb von Solaranlagen investieren zu müssen. Die Verpachtung von Solaranlagen kann eine attraktive Option sein für Gebäudeeigentümer, die über ungenutzte Dachflächen oder freie Grundstücke verfügen und diese rentabel nutzen möchten, ohne das Risiko und die Kosten einer eigenen Solaranlage tragen zu müssen.
Für Betreiber von Solaranlagen bietet die Verpachtung die Möglichkeit, Standorte für ihre Anlagen zu sichern und von langfristigen Pachtverträgen mit stabilen Mieteinnahmen zu profitieren. Die genauen Konditionen und Vereinbarungen für die Verpachtung von Solaranlagen können je nach Standort, Größe der Anlage, Laufzeit des Vertrags und anderen Faktoren variieren.
Es ist wichtig, dass sowohl Gebäudeeigentümer als auch Betreiber von Solaranlagen bei der Verpachtung rechtliche und finanzielle Aspekte sorgfältig prüfen und geeignete Verträge abschließen, um ihre Interessen zu schützen und eine langfristige Partnerschaft zu gewährleisten.
Pachtverträge sind oft langfristig und bieten dadurch sowohl dem Eigentümer als auch dem Betreiber Stabilität.
Siehe auch Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
Pachtmodelle für Photovoltaikanlagen
Direktvermarktung
Die Direktvermarktung bezeichnet den Verkauf von selbst erzeugtem Strom direkt an Endverbraucher oder an den Strommarkt, ohne den Umweg über einen Energieversorger oder ‑händler.
Dieser Ansatz ermöglicht es Besitzern von Solaranlagen oder anderen erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen, ihre Energieproduktion zu vermarkten und von den Erlösen zu profitieren. Die Direktvermarktung bietet eine Alternative zum herkömmlichen Modell der Einspeisung von erneuerbarem Strom ins öffentliche Netz und kann in einigen Fällen zu höheren Einnahmen für die Anlagenbetreiber führen.
Sie erfordert jedoch in der Regel eine gewisse Infrastruktur und organisatorische Maßnahmen, um den erzeugten Strom effizient zu vermarkten und die erforderlichen Verträge und Abrechnungen abzuwickeln.
Die Direktvermarktung kann dazu beitragen, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben und die Energiewende zu beschleunigen, indem sie den Anreiz für die Investition in dezentrale Energieerzeugung erhöht und die Unabhängigkeit von konventionellen Energieversorgern fördert.
Siehe auch Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Was ist eigentlich “Direktvermarktung”?
Geförderte Direktvermarktung
Die geförderte Direktvermarktung nach dem Ausschreibungsmodell ist ein Fördermechanismus für erneuerbare Energien, der Betreibern von Photovoltaikanlagen eine Vergütung für den erzeugten Strom gewährt, basierend auf dem Ergebnis von Ausschreibungen.
Im Rahmen dieses Modells werden Fördermittel für erneuerbare Energien durch Ausschreibungen vergeben, bei denen Unternehmen oder Betreiber von PV-Anlagen Angebote für die Bereitstellung von Strom zu einem bestimmten Preis abgeben. Diejenigen Angebote, die den Zuschlag erhalten, erhalten eine feste Vergütung für den erzeugten Strom über einen festgelegten Zeitraum.
Diese Struktur ermöglicht es Anlagenbetreibern, ihren Strom direkt an den Markt zu verkaufen und von den Marktpreisen zu profitieren, anstatt eine festgelegte Einspeisevergütung zu erhalten.
Dieses Modell soll den Wettbewerb fördern, die Effizienz steigern und die Kosten für erneuerbare Energien senken, indem es Anreize für kostengünstige Projekte und innovative Geschäftsmodelle schafft. Die Verwendung von Ausschreibungen als Instrument zur Vergabe von Fördermitteln wird von vielen Ländern als wesentlicher Bestandteil ihrer Strategie zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Umsetzung der Energiewende betrachtet.
Siehe auch bei BayWa r.e. München
Geförderte Direktvermarktung von Solarstrom
Sehen Sie auch unsere News vom 24.07.2024: Solarstrom direkt in der Gemeinschaft verbrauchen.
Mieterstrom (gehört zur Direktvermarktung)
Das Mieterstrommodell ermöglicht es Wohnungsgesellschaften oder Energieversorgern, den Mietern eine direkte Nutzung des erzeugten Stroms anzubieten, indem PV-Anlagen auf Gebäuden installiert werden und der erzeugte Strom direkt an die Mieter verkauft wird. Dies bietet den Mietern eine kostengünstigere und ökologischere Energieversorgung, da sie direkt von Solarenergie profitieren können, ohne selbst Solaranlagen installieren zu müssen. Die direkte Lieferung von Solarenergie an Mieter fördert die dezentrale Energiewende und erhöht die Akzeptanz von Solarenergie in städtischen Gebieten. Gleichzeitig ermöglicht das Modell den Vermietern zusätzliche Einnahmen, verbessert die Energieeffizienz ihrer Gebäude und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.
Siehe auch Bundesnetzagentur:
Mieterstrommodelle sind keine neuen Konzepte. Sie werden bereits seit einigen Jahren angeboten.
Sehen Sie auch unsere News vom
27.10.2024: Solar-Mieterstrom auf denkmalgeschütztem Gebäude installiert
07.10.2024: Mieterstrom: Eine Chance zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung
11.09.2024: Beratungen zu Solaranlagen auf und an Mehrfamilienhäusern
19.08.2024: Die Nachbarn als Stromlieferanten — Energy Sharing machts möglich
02.07.2024: Mieterstrom in Monheim (Kreis Mettmann/NRW) — Grüner Strom für 1.200 Wohneinheiten
02.07.2024 Mieterstrom in Monheim
02.03.2024: Nachhaltige Energie — Mieterstrommodell in Greifswald
Es gibt auch Firmen, die sich auf Abrechnungen für Mieterstrom spezialisiert haben, so z.B. die zevvy AG — siehe hier
Peer-to-Peer-Handelssysteme
Das sind Plattformen oder Systeme, die es Solaranlagenbesitzern ermöglichen, überschüssigen Solarstrom direkt an andere Verbraucher in ihrer Nähe zu verkaufen, ohne dass ein Energieversorger als Zwischenhändler fungiert. Ähnlich wie Mieterstrom, geht aber in die Nachbarschaft.
Der P2P-Handel, der insbesondere im C2C-Bereich (Verbraucher zu Verbraucher) einen direkten Handel zwischen kleinteiligen Erzeugern, wie PV-Aufdachanlagen auf Privathäusern, und dem Endverbraucher ermöglichen soll, steht vor der Herausforderung mit großen Datenmengen effizient umzugehen. Daher ist das Thema P2P-Handel eng mit Themen der Digitalisierung des Energiesystems verlinkt.
Siehe Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Peer-to-Peer Stromhandel mittels Blockchain
Drittfinanzierung (Third-Party Ownership)
Bei der Drittfinanzierung wird die PV-Anlage von einem Dritten, wie einem Finanzunternehmen oder einem Investor, finanziert und betrieben. Der Dritte übernimmt die Investitionskosten für die Installation der Anlage auf dem Grundstück des Anlagenhosts, beispielsweise eines Wohnungsbesitzers oder eines Gewerbebetriebs.
Der Anlagenhost nutzt den erzeugten Strom zu einem reduzierten Preis oder erhält eine Miete für die Bereitstellung der Dachfläche. Dieses Modell ermöglicht es auch Personen ohne Eigenkapital, von Solarenergie zu profitieren, und trägt zur Verbreitung erneuerbarer Energien bei.
Die Auswahl des geeigneten Betreibermodells hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der finanziellen Situation des Eigentümers, der Verfügbarkeit von Finanzierungsquellen, der lokalen Gesetzgebung und Anreize sowie der Stromverbrauchsmuster des Gebäudes.
Jedes Modell hat seine eigenen Vor- und Nachteile, und es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Ziele des Eigentümers zu berücksichtigen, um die beste Lösung zu finden.
Weitere Informationen auch im Artikel Betreibermodelle
bei der Initiative für Bauwerkintegrierte PV-Anlagen (BIPV) Baden-Württemberg
Weitere Infos in der Studie im Auftrag der Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH in Zusammenarbeit mit
BET – Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH
ATTRAKTIVE GESCHÄFTSMODELLE MIT PV-ANLAGEN
Siehe auch den Bericht von Frau Dr. Katja Reisswig bei certflow.de:
Betreibermodelle für Photovoltaik: Optionen für Gewerbe und Industrie