In der öffentlichen Debatte kursieren zahlreiche Mythen, Halbwahrheiten und falsche Behauptungen über erneuerbare Energien, Netzausbau und Versorgungssicherheit. Besonders in sozialen Medien verbreiten sich Falschmeldungen rasend schnell. Oft werden Ängste geschürt, etwa das erneuerbare Energien zu teuer oder unzuverlässig seien.
Wissenschaftlich belegte Fakten zeigen jedoch, dass Wind- und Solarenergie mittlerweile kostengünstiger sind als fossile Energieträger und zur Stabilität des Stromnetzes beitragen können. Letztlich fördert ein Faktencheck eine informierte Meinungsbildung und verhindert, dass ideologische oder wirtschaftliche Interessen die Debatte dominieren. Nur mit einer sachlichen Grundlage kann die Energiewende erfolgreich und gesellschaftlich akzeptiert umgesetzt werden.
Rolf-Herbert Peters hat dazu im aktuellen STERN (Nr. 4 vom 30.01.2025) Fakten zusammen gertragen und den Artikel verfasst: “Gehen bei uns die Lichter bald aus?” Herr Peters geht dabei den größten Widerständen nach. Es lohnt sich den gesamten Artikel ausführlich zu lesen. Hier sei nur auf einige Kernsätze verwiesen:
MYTHOS 1: Deutschland kann sich nicht selbst mit Strom versorgen, seit die Atomkraftwerke abgeschaltet wurden.
Grundlast, das ist die Strommenge, die Deutschland jederzeit mindestens braucht; dafür sind, je nach Jahreszeit, Kraftwerke mit einer Leistung von rund 40 bis 60 Gigawatt notwendig (…) Die letzten drei Atomkraftwerke, die im April 2023 abgeschaltet wurden, haben wenig zur Versorgungssicherheit beigetragen. Sie kamen zusammen auf gerade einmal 4,3 Gigawatt. Allein die deutschen Biomassekraftwerke — in der Regel Grundlastfähig — kommen auf 9,5 Gigawatt. Sie sind zudem billiger (…) In einem neuen AKW wären mindestens 13,6 Cent je kWh fällig. Zum Vergleich: Eine Photovoltaik-Freiflächenanlage generiert Strom ab 3,1 Cent, ein Windrad ab 4,3 Cent.
MYTHOS 2: Es drohen dramatische Stromausfälle, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.
Große Blackouts kennt Deutschland nicht und die sind laut Bundesnetzagentur auch nicht zu erwarten. (…) Heute sind Windräder an Land jährlich rund 1.620 Stunden in Betrieb, auf See 3.100 Stunden; Photovoltaik produziert gut 900 Stunden im Jahr. (…) Die Stromnetzbetreiber haben wirksame Instrumente um Stromschwankungen auszugleichen (…) Daher drosseln die Netzbetreiber Erzeuger ab (vor allem Windräder), wenn zu viel Strom im Angebot ist, und sie fahren (fossile) Kraftwerke hoch, wenn Grünstrom ausbleibt. (…)
MYTHOS 3: Der deutsche Strompreis ist weltweit am höchsten.
Das stimmt so nicht (…) Deutschland liegt mit 32,8 Cent auf Rang neun. Gemessen an der Kaufkraft belegen wir sogar nur Platz 21. (…) Im EU-Mittelfeld liegen auch die Firmen, die bis zu 20 Millionen kWh brauchen, darunter Bäcker, Maschinenbauer, aber auch Volkswagen. Mit 16,99 Cent pro kWh war Strom für sie 2024 so billig, wie seit 2016 nicht mehr. (…)
MYTHOS 4: Wir brauchen immer mehr Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen.
(…) Der Strommarkt ist erfreulicherweise ein europäischer. Das steigert die Versorgungssicherheit und den Wettbewerb. Fast 48 Prozent der 67 Milliarden-Kilowattstunden, die Deutschland 2024 importiert hat, waren Grünstrom; nur 28 Prozent stammten aus Atomkraftwerken (…). Das Kohleland Polen macht dagegen nur 6,5 Prozent der Importe aus. Mehr als dreimal so viel (Grün-)Strom floss umgekehrt nach Polen. Das Ziel bleibt Selbstversorgung (…)
MYTHOS 5: Wenn alle Elektroautos fahren und Wärmepumpen nutzen, bricht das Netz zusammen.
(…) Jede Million E‑Autos steigern den deutschen Strombedarf (2024 waren es 464 Milliarden Kilowattstunden) um gerade mal ein halbes Prozent. (…) …werden ohnehin nur maximal 15 Prozent der Stromer gleichzeitig geladen, und das nicht etwa mit 400-Kilowatt-Highspeed (…) Viele nutzen ihre Wallbox mit gemütlichen elf Kilowatt. E‑Autos sparen auch viel Strom, denn auch die Herstellung von Sprit braucht Energie. Allein in deutschen Raffinerien ließen sich im Jahr 16 Milliarden Kilowattstunden sparen, soviel wie sieben Millionen E‑Autos im Jahr verfahren (…).
MYTHOS 6: Überirdische Hochspannungsleitungen zerstören die Umwelt und machen Anwohner krank.
Die Warnung ist so populär wie falsch (…)
Quelle: PV-Navi und Zitate aus dem Bericht von Rolf-Herbert Peters im STERN Nr. 4 vom 30.01.2025
Bild: pixabay/PV-Navi
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